Mittwoch, 31. Oktober 2007

Jericho, du nervst mich so

Clive Barkers Jericho hat alles, was ein guter Shooter braucht:

  • 'ne Mordsgrafik
  • 'ne bierernste Story
  • die Deutschen sind die Bösen
  • die völlige Abwesenheit von Humor
  • eine relative Unspielbarkeit für Neulinge und "Casual Gamers"
Schon während des allerersten Levels macht sich eine gewisse Hassliebe breit. Umwerfende Grafik kämpft gegen gelangweilte Synchron-Sprecher. Wie üblich langweiliges Leveldesign, alles sieht gleich aus und man latscht erstmal bräsig durch die Gegend, während einem die Mitstreiter im Wege stehen. Ab & zu Feuergefechte, 0815-Egoshooter-Einerlei. Doch die Cut-Scenes machen einiges wieder wett. Umwerfende Grafik lässt einiges verzeihen.

2. Level... glaub ich. Nun kann, nein muss man zwischen den Charakteren der Mitstreiter wechseln. Durch die markigen Sprüche der okkulten Gotteskrieger erfahre ich, dass eine der drei Tussen lesbisch ist, wie desillusionierend. Eine der Ladies soll einen Kontrollpunkt weiter irgendwelche Bunker mit Granaten ausschalten. Was einem das Spiel freilich erschwert, indem es ihr irgendein Nachtsichtgerät aufsetzt, sobald es losgeht. Natürlich sieht Spieler dann gar nichts mehr und es vergehen geschätzte 25 Versuche, um weiterzukommen. 25 Mal dieselben dämlichen Sprüche, untermalt von demselben dümmlichen Gedudel. Das ist der wahre Horror.

Merke: ein Shooter darf keinen Spaß machen! Ein Shooter ist was für Kandidaten, die min. 8h/Tag zocken. Für einen Shooter braucht es Skillz, Herr J. nochma! Das ist 'ne ernste Sache. Nur wenn man min. 3x/h am liebsten alles kurz und klein schlagen möchte, ist man würdig genug, sowas zu spielen.

Aber was soll's, ich hab ja Sportsgeist!
Level 3. Zugegeben, etwas spooky ist das Spiel in der Tat. Bis jetzt durchaus USK12, ich bin gespannt, ob es sich seines PEGI 18+ Stickers würdig erweist.

Level 3, Dialoge bis jetzt:
"Rawlings hat's erwischt!"
"Black hat's erwischt!"
"Delgado hat's erwischt!"
"Rawling braucht unbedingt Hilfe!"
"Church hat's erwischt!"
"Black hat's erwischt!"
"Die schießen auf uns!"
"Rawlings ist schwer verletzt!"
"Cole hat's erwischt!"
"Cole braucht unbedingt Hilfe!"
"Church hat's erwischt!"
"Delgado braucht unbedingt Hilfe!"
"Die schießen auf uns!"
"Black ist schwer verletzt!"
Und ich dachte, Stranglehold sei an Dümmlichkeit durch nichts zu überbieten. Immerhin lief man dort allein rum und keine lesbischen Teammembers standen im Weg und wollten waidwund geschossen geheilt werden. Bis Level 5 werd ich vermutlich spielen und dann geht's weg, an irgendwen der auf sowas steht. Offenbar gibt's für Microsofts Schrottkonsole wirklich nur 3 Games mit (Wieder)Spielwert: Dead Rising, Bioshock und Gears of War. Saints Row hat zumindest Spielwert, 2x durchzocken würde ich's auch nicht. Dasselbe gilt für Prey. Jericho hingegen nervt nur.

Level X. Mittlerweile rausgefunden, wie diese Nachtsicht-Maske ausgelöst wird. Zwischendurch 2 Cut Scenes und ein Ingame, die durchaus USK 16 verdient hatten. Leider ist es meist so dunkel, dass man 'ne Taschenlampe braucht. Die wiederum sind so authentisch, dass sie irgendwann anfangen zu flackern. Das Team hat sich getrennt, ich bin mit zwei der Mädels und dem Pfaffen unterwegs, um eine faschistoide Hexe in Latexdress und Wehrmachtsmütze zu fangen. Das is so bekloppt, dass es schon wieder kultig wirkt.

Erstmal Tass Kaff - die scheiß Real-Life-Sonne blendet und ich sehe kaum was, weil's im Spiel permanent dunkel ist, damit man den ach so schröcklichen Horror nicht so erkennt.

k.A. welches Level. Es heißt Brandenburger Tor. Sehr sinnig, immerhin hat die Thule-Gesellschaft das Tor zur Ersatzhölle geöffnet. Scheiß Okkult-Nazen! Das Brandenburger Tor hat nur vier Säulen, wie sehr muss Barker uns Deutsche hassen! Einige Level weiter gewinnt das Spiel langsam an Drive. Weit von der beklemmenden Atmosphäre im Willametter Einkaufszentrum entfernt, aber immerhin gut durchwachsen. Schon etwas mehr gory als Bioshock, aber dennoch Welten davon entfernt. Die Sprüche der Protagonisten nerven nach wie vor, kommen mal zu spät, mal gar nicht zu Szene passend, aber immer gleich platt. Wenigstens ist die Musik dezent, pathetisch-pompöses Fanfarengedüdel hatte Gears of War schon arg zugesetzt.

Level X.X - ich, also Delgado, der Hüne mit der Riesenwumme, sitze mit zwei der Chixx in einer Falle. Zum ersten Mal komm ich nicht weiter. Zumindest wurde im Spiel erwähnt, warum Church nicht auf Männer steht, sie wurde von ihrem Vater vergewaltigt. Üble Sache, dennoch bleibt die Figur farblos, was die Sequenz zu einem billigen Reisser verkommen lässt. Von den anderen Gestalten ganz zu schweigen. Nach unzähligen Versuchen geht's weiter. Die Kunst liegt darin, zur richtigen Zeit zwischen den Figuren zu wechseln, denn alle haben andere Skills, die situationsbedingt ausgespielt werden wollen. Mit dieser Erkenntnis geht's durch 2 oder 3 weitere Level. Kein einziger Abschnitt klappt beim ersten Versuch, es bleibt nervtötender Try&Error. Ich spiele auf "Leicht", ich bin unwürdig. Allerdings ist das Leveldesign nun interessanter geworden und der Horrorfan kriegt einiges geboten, was den PEGI 18+ durchaus rechtfertigt.

Der erste richtige Boss-Gegner hat's in sich. Die Truppe ist wieder beisammen, nach dem 20. Versuch, schalte ich die Konsole ab und beschließe, das an irgendeinem Wochenende mal zu versuchen. Ein Blick ins Handbuch verrät, dass Publisher Codemasters Cheats und Bonusfähigkeiten via 0900-Nummer und Paypal verscheuert. Aha, deswegen dieser enorme Schwierigkeitsgrad schon im einfachsten Modus. Die meisten Erfolgspunkte gibt's nur im schwersten Spielmodus. An dem werden sich selbst Berufszocker die Zähne ausbeißen. Achievmentjunkies werden gewiss die kostenpflichtigen Cheats erwerben. Ich hingegen werde künftig auf Produkte von Codemasters verzichten. Bleib ich eben unwürdig.

Spooky war's ab der 2. Hälfte, aber der Weg dorthin war dermaßen steinig, dass der Spielspaß komplett auf der Strecke blieb.

Leopard - ein nervtötendes Katzenvieh?

Yuchuu - 2 Mio. mal wurde OS X 10.5 bereits verscheuert. Wieviele der Early Adopters sich schon in den Arsch gebissen haben, entzieht sich meiner Kenntnis, aber es dürften nicht wenige sein, denn die Liste der "NFA" (nimmer funzende apps) ist lang.

Wer weiterhin mit Photoshop arbeiten möchte, sieht sich gezwungen, auf die CS3-Version umzusteigen. Das Upgrade ist teurer als Leo selbst. Logic 8, immerhin aus eigenem Hause, führt bisweilen auch zu Unerquicklichkeiten, wie ML-Kollege Jürgen herausfinden durfte. Der Problemthread im MacLife-Forum kommt inzwischen auf 7 Seiten.

Das Anti-Spyware-Pluggy Little Stitch will nicht mehr so richtig. Das ist nicht nett, besonders, weil es die OS X-interne Firewall auch nicht mehr tut, wie Heise berichtet. Jörn von Apfelwahn stellt sich ob der Probleme mit Audiosoft auf eine Wartezeit ein und postet auch gleich eine umfangreiche Liste der NFA.

Ui, doch so viele?
Dass selbst Apples Motion 3 eine Neu-Installation erbettelt, zeigt, dass man am besten die ganze Kiste neu aufsetzt. Kiste - jawoll, willkommen in der Wintel-Welt. Und mir zeigt's, dass Leo frühestens mit dem nächsten Mac kommt. Oder sein Nachfolger, falls meine beiden lange genug mitspielen. Koofen werd ich's in absehbarer Zeit nich, wa!

Donnerstag, 25. Oktober 2007

1x die Ohren trockenfönen

Damals in der Techno-Szene: Opa erzählt vom Kriesch.
Ganz großes Tennis Clubbing. Hier wäre ich gern dabei gewesen.
Note: es ist immer besser, wenn man die Türtruppe kennt.

Danke für den kleinen Flashback, escii!

Donnerstag, 18. Oktober 2007

Rammstein, die Zwote

Eigentlich (ich hasse dieses Wort) kauf ich keine Musik-DVDs, im Normalfall reicht's mir, die Musik zu hören. OK, es gab Ausnahmen, von Skinny Puppy hab ich zwo erworben, aber nur, weil's nur zwei gab und weil nicht abzusehen war, dass die irgendwann anfangen Poppmusik (sic!) zu machen. Und von Slipknot hatte ich die Live-DVD geordert, weil's ein verdammtes Meisterwerk ist. Jetzt hat sie mein Cousin, weil er sie noch besser fand und 'ne Flasche Bourbon springen ließ. Derzeit warte ich mal wieder auf zwei Bild/Tonträger. Diesmal aus deutschen Landen, ein echtes Novum.

14 Tage muss ich warten, weil nicht bei Emmazonn oder direkt im Rammsteinshop bestellt, sondern beim Buchhändler in der Nachbarschaft. Bei ihm brauch ich kein Passwort und kein Porto, schon wegen der Abwesenheit von Ersterem lohnt sich das Warten. Allerdings bietet der Rammsteinshop noch einige Dinge feil, die eins beweisen: die Jungs wissen nicht nur, wie man gute Musik, inkl. Liveshow macht, sie haben auch in der Wahl ihres Merchandisingpartners ein sicheres Händchen. Die wissen wie man Geld verdient, ohne dabei ins Uncoole abzudriften. Gleich mal a weng stöbern.

Aschebechä - hübsch! Und besonders in diesen Raucher-feindlichen Zeiten geradezu ein Sakrileg. Kauf ich! (Mist, gezz brauch ich doch ein PW bei denen).

Täschlein deck dich - wenn ich 10 Jahre jünger wäre mein MacBuch da nei passen würde... naja, was soll's.

Der Ring ist ubercool! Hat irgendwas von Geheimbündnispartnern in Matrixland. Wenn ich 20 Jahre jünger wäre es den in Gold gäbe, wäre das was für mich. Aber die sind ja hand made (steht da), mal fragen. Es ist schließlich bald Weihnachten Man gönnt sich ja sonst nix!
Von dem Teil gibbet auch eine Mein-Teil-Edition. Und da frag ich mich, warum sie statt der obligatorischen Fingergrößen nicht auch einen Cockring anbieten. Ich mein, darum geht's doch im Song. Zu "Mein Teil" böte sich auch eine gediegene Messerkollektion an. Ein Fressbrett gibt's bereits. Hey Pholkz, ich kenne da ein paar erstklassige Messerdesigner (nein, nicht das altbackene Zeug aus Solingen). OK, die Dinger sind nicht wirklich billig - zwischen 300 und 8000 US$ - aber was so'n richtiger Fan ist... Einige der deutschen Designer (wir haben hier auch sehr fähige Jungs) bieten sogar einen Schmiedekurs an, man kann sich sein eigenes Messer designen. Könnte man vor Ort gleich ein Video drehen.
Ich glaub, ich hab hier gerade was mit Cannibal Corpse verwechselt - schuldigung!

Mann gegen Mann - hier fehlt's ein wenig an Konsequenz. Keine Gay-Mode. Also Gummi, Leder, Gasmasken - das volle Programm eben. Peitschen, Brandeisen und Streckbänke dazu, dann ist "Bestrafe mich" auch gleich abgedeckt.

Kleine Taschenlampe brenn - immerhin isses 'ne MagLite. Da iss wieder der Messerkontext, martialisch geht die Welt kapeister. Dennoch fehlt ein Green Laser Pointer im Sortiment. Am besten die Chinesischen mit fuffzehnhundert mW. OK, man darf die in Deutschland nicht verkaufen (hier sind nur schwule 0,5mW erlaubt), aber der Shop ist international, also ab dafür! Etwas Pyrozeug wäre vielleicht auch cool, Bengalisches Feuer, Nitro, C4, Semtex.

Warum zum Deibel gibt's eigentlich keine Spieluhr?
Bitte nicht so 'n Billigding aus Shenzhen. Irgendein junger Industriedesigner, der es schafft, Giger und Colani zu vereinen, wird sich schon finden. Dann kommt ein iPod Nano in das Ding und ferdich. Apple freut sich, ich freu mich, 3 Trilliarden Maccies werden Rammsteinfans und 3 Trilliarden Rammsteinfans kaufen sich einen Mac. Aber statt dessen zofft sich Universal, euer Label, Kinners, mit Apple um ein paar Cent.
Das war übrigens das 2. Novum, von Universal ein Produkt zu kaufen. Und das obwohl (nee weil!) ich das Zeug bereits bei YouTube gesehen hatte.

Freitag, 12. Oktober 2007

Fan.Post

Neulich war ja Tag der deutschen Einheit. Hab ich völlig verfrickelt, den Tag. Neues Zeuch testen und sowas alles. Gezz im Moment hab ich gerade mal zwo Minuten Zeit "drüber nachzudenken" - über die Einheit, die Mauer und das Commonwealth.

Was haben wir eigentlich von der Wiedervereinigung? AMD in Dresden, mehr Schwarzarbeit und -Bier, den Ex-Kanzler in schwarzen Strapsen Gummistiefeln und zwo Dekaden Soli latzen. Klingt auf den 1. Blick nicht besonders prickelnd. OK, es wäre 'ne Überlegung wert, wie das Internet aussähe, wenn die halbe .de-Domäne eine Firewall wider den Klassenfeind bräuchte. Und ob RAM ungestraft DDR heißen dürfte, ohne vom Arbeiter- und Bauernstaat eine Patentrechtsklage einzukassieren.
Ich denke, letztendlich wären wir um einiges ärmer ohne unsere Halbrussen, denn zum einen sind sie verdammt nett und zum anderen brachten sie eine wirklich übergroße Band mit - Rammstein! Eine deutsche Band dieser Größenordnung gab's vorher nicht. Und komm' mir bloß keiner mit den Scorpions, so sehr ich Hannover auch mag...



"Mutter, ich will, dass nie wieder die Sonne aufgeht! (Und ich will auch mal so'n Mordsbudget für ein Video!)"
"Ach Mann, du hast doch 'n Dachschaden!"
"Schnauze, ohne dich hätte ich mein Teil noch!"
"Mein Herz brennt!"
"Dein Problem! Mach doch nieber nach Amerika, da ist das Benzin billig. Ist sicherlich 'ne tolle Reise. Falls dich die Sehnsucht übermannt, kannst du ja über Moskau zurück eiern."

Donnerstag, 11. Oktober 2007

Pro Alptraum

via Ray

Jörn war neulich im Wartezimmer. Wartend griff er sich den "Focus" - also diese BILD mit Bildern, zum Blättern, statt zum Falten. Er stieß dabei auf einen interessanten Bericht.

Im Focus stand, dass bei Menschen, die bei Horrorfilmen keine Angst haben, dass Gefühlszentrum einen Schaden haben kann.
Nu isses amtlich: ich habe ganz offiziell ein Rad ab!
Der letzte Film, der mir wirklich Angst einjagte, war Romeros Dawn of the Dead. Damals war ich 14, das zählt nicht. Später las ich dann den ganzen Hardcore-Krempel, von Splatterpunk über Clive Barkers Frühwerke bis hin zu American Psycho. Einiges fand ich befremdlich, besonders American Psycho ist - im Gegensatz zur Verfilmung - wirklich grenzwertig. Aber Paranoia deswegen? Nö - null. Es ist Unterhaltung, Fiktion, genau wie Alpträume. Die sind auch Unterhaltung. Und ein Quell für neue Tracks! Wer schon mal versucht hat, die Klangkulisse aus seinem letzten Alptraum mit Synthesizer und Sampler nachzubauen, weiß gewiss, was ich meine.

pinhead

Meine Alpträume sind ziemlich... äähm "neutral". Ich bin weder Opfer noch Täter, nur Beobachter. Gemein wird es nur, wenn es im Traume Leute erwischt, die ich schätze. Ansonsten wirken sie wie Filme, zurücklehnen und die Show genießen. Ich kenne nur wenige Movies, bei denen mir das Schicksal der Protagonisten sonderlich nahegeht. Vielleicht kuck ich einfach das falsche Genre.

Ganz anders sieht das bei einem Spiel aus: Dead Rising. Was hab ich gelitten, wenn's den armen Frank wieder zerrissen hatte. Nicht nur wegen des verdammten Speichersystems, ich wollte unbedingt verhindern, dass dem virtuellen Fotografen-Kollegen etwas zustößt und so spielte ich bis Level 10 dermaßen vorsichtig, dass Frank im Game kaum voran kam. Allerdings ist das ein Einzelfall, Jackie aus The Darkness und Marcus aus Gears of War waren mir reichlich schnuppe. Wenn es sie zerriss, auf ein Neues. Selbst "Player", die Figur in Saints Row, die man sich zu Beginn des Spiels selbst "modeln" kann, wirkt gegen Frank West recht farblos.



Es wird also höchste Zeit für ein richtiges Horrorgame! Bioshock - ein großartiges Game, keine Frage - erinnerte mich mehr an eine spielgewordene Jules-Verne-Verfilmung, denn an etwas Gruseliges. Daher bin ich auf Clive Barkers "Jericho" gespannt. Das erscheint - ohne Freigabe! - auch in deutschen Landen ungeschnitten. Vielen Dank daher an Codemasters. Diese Entscheidung wurde mit einer Vorbestellung gewürdigt. Ob mir der Horror-Shooter ein paar Schrecksekunden beschert, bleibt zu hoffen. Barkers Roman "Cabal" fand ich zumindest sehr unterhaltsam. Eine seiner Kurzgeschichten wird derzeit von Ryuhei Kitamura verfilmt: Mitternachtsfleischzug. 15 weitere Storys aus den Books of Blood sollen folgen. Ich bin gespannt!

Hier schonmal 'ne Vorschau aus Midnight Meat Train

Montag, 8. Oktober 2007

Plattformrassismus

Erinnern Sie sich noch?

Es muss irgendwann zwischen Spät-Jura und Früh-Kreidezeit gewesen sein, da bauten die Menschen, die sich zur sogenannten Zivilisation zählten, ihren Wohnraum um einen Fernseher herum. Des Abends scharte sich Single, Ehepaar oder Großfamilie um das sperrige, gebührenpflichtige, audio-visuelle Möbel und ließ sich vom politisch korrekten Content der 3 öffentlich-rechtlichen Sender plus Ostzone berieseln. Es war die Unterhaltungshölle! Dann ging's Schlag auf Schlag. Zunächst kam das Farbfernsehen. Und dann erlaubte die Politik Privat-TV, um im Bedarfsfall die entsetzlichen Wahlkampf-Spots breiter streuen zu können und - viel wichtiger - um von einer Lobby mehr gefüttert zu werden. Es war immer noch die Hölle, nur in zahlreicheren Darreichungsformen, stufenlos skalierbar von unfassbar langweilig bis unglaublich dämlich. Und dann kam das Internet und spuckte den Betonköpfen in die Suppe. Erst verhalten, dann immer massiver. Immer mehr Leute begriffen, was Demokratie eigentlich bedeutet. Inzwischen begreifen das auch die Politiker, daher ist das Internet heute gefährdeter als kurz vom Platzen der Dot-Com-Blase im März 2000.

Nun, ein gutes Jahrzehnt später, ist Internet wie Fernsehen. Es ist voller Schrott, es ist - zumindest in Deutschland - rundfunkgebührenpflichtig und es gibt mehr Werbung als Pornos. Immerhin hat der erfahrene Surfer noch die Wahl, Werbung mittels Pop-Up-Blocker zu eliminieren. Beim Fernsehen hilft nur zappen, abschalten oder Sender wie MTV-Viva gleich ganz vom Sendeplatz zu verbannen. Viva hatte mit gediegenen Sendungen einst Geschichte geschrieben. Einer der wichtigen Akteure dieser Zeit schreibt nun Geschichte bei Native Instruments - Mate Galic. Ein Zeichen dafür, welches Medium inzwischen das wichtigere ist. Ohne Fernseher zu leben ist zwar noch immer avantgarde, ohne Computer und Netz zu existieren ist hingegen völlig unmöglich. Ich mein, wer bestellt seine Pizza noch per Telefon? Ich hab nicht mal mehr Festnetz!

Wir sind uns also insofern einig, dass man die Glotze nur noch für Spielkonsolen braucht? Und einig sind wir auch in unserer Hoffnung, dass das Bundesverfassungsgericht die Zwangsgebühr für Computer einkassiert? Na fein, dann sind wir uns vielleicht auch einig, dass wir unsere Rechner bis aufs Blut Bit verteidigen. Das gilt freilich ganz besonders für einen Mac! Wenn sich also ein Dieb, ein Rundfunkgebührenbeauftragter oder ein gemeiner DOSenbändiger anschickt, sich an meinem Mac zu vergreifen, dann ist das ein Verteidigungsfall.

Spyderco Civilian

Nicht, dass was kaputt gehen könnte, aber es handelt sich hier um ein Heiligtum. Der Akt des Einschaltens gleicht einem uralten Ritus. Man schließt die Äuglein, drückt den Knopf und singt leise:

"Oh du mein Mac
gleich bist du wieder oben
alle andern sind nur Dreck
darum will ich dich loben"
Der Mac fühlt sich ob dieser Wertschätzung natürlich gebauchpinselt und wird auch an diesem Tage allen Ungemach abzuweisen wissen. Das gilt für die Intel-Macs ebenso wie für die legendären PPC-Maschinen. Einige hatten ja ernsthaft angenommen, dass der Switch zum einstigen Feinde Intel hart und unbarmherzig an der Aura kratzen könnte. Das ist freilich Unfug! Durch die Intel-CPUs sind unsere Kampfschiffe nur etwas schneller geworden, das ist alles. OK, sie bekamen neue Namen. Der Nachfolger meines geliebten G5 wird "MacPro" heißen. Nu ja, zumindest haben sie ihn nicht Mac Turbo genannt. Mein Laptop sieht aus wie ein Powerbook, heißt aber MacBook Pro... naja, immer noch besser als MD35464.

Nightbook

Immerhin kommen nun auch die Hersteller der anderen Seite auf die Idee, ihren Produkten einen aussprechbaren Namen zu verpassen. Hieß ein Windows-Laptop früher noch GHT25324, haben die aktuelleren Modelle klangvolle Titel wie Travelmate (Acer), Amilo (Fujitsu-Siemens) oder MD 96431 (Medion). Das Travelmate (Reisekumpel, wie süß) ist wirklich hübsch und nach einer Linux-Installation vermutlich sogar brauchbar. Dennoch kommt niemand niemand auf die Idee, die Auspack-Aktion seines Reisekumpels zu zelebrieren und diesen Akt der Empfängnis mit hochauflösenden Bildern zu dokumentieren. Barbaren!

Dasselbe gilt für die Desktop-Boliden. Mir fällt nur eine Edelmarke ein - Alienware. Hi-End-PCs für Zocker. Preislich an der oberen Mac-Pro-Grenze, leistungstechnisch auf der Höhe mit dem Quad. Aber ich habe noch nie gehört, dass jemand seine Alienware-Maschine so verehrt, dass er Bilder und Filme davon auf Web-Zwo-Null-Seiten postet. Das liegt vermutlich daran, dass sich kaum jemand so ein Teil leisten kann. Oder wir haben es hier wirklich mit Ungläubigen zu tun. Mit Menschen, die 1600€ für die neue NVidia-Karte ausgeben, um an der DOSe ordnungsgemäß Bioshock zu spielen. Das macht auf der XBox360 viel mehr Spaß. Und beim Kauf einer 360 fügt man Microsoft Schaden zu, weil sie mit den stark subventionierten Konsolen Verluste einfahren. Ich habe in meiner Funktion als radikaler Mac-Jünger nur eine 360 erworben, um den Jungs in Redmond eins auszuwischen. Schwör ich!

Apfelmiliz

Radikalität - jawoll! Dem DOSenmann ist sowas völlig suspekt. Er wirft dem Macianer unreflektiert Missionarseifer vor, wenn jeniger sein OS auch nur erwähnt. Aber da stehen wir drüber! Die Luft ist eben dünn dort oben. Und die haben keine Bezugsartikel. Der Macianer hat für alles ein Synonym. Filmschnitt bedeutet iMovie oder - im Optimalfall - Final Cut und ein MP3-Player ist und bleibt ein iPod, da beißt die Mouse kein Kabel ab. Sony brachte unlängst einen sogenannten Sport-MP3-Player auf den Markt. Also zumindest die Reseller nennen das arme Ding, das wie eine gottverdammte Taschenlampe aussieht, wirklich Sport-MP3-Player. Das Teil heißt NW-S205F. Noch Fragen? Podcast ist jedem ein Begriff. Wieviel Erfolg wäre dieser neuen Form des Medien-Rezipierens vergönnt, hätte man sie NW-S205F-casten genannt?
"Ey, gumma, unsere Kanzlöse hat gezz einen NW-S205F-cast!"

Auch Microsoft hat begriffen, dass Namen mehr sind als Schall und Rauch. Deren neues OS hört nun nicht mehr auf eine nüchterne Jahreszahl, sondern auf den klangvollen Namen "Vista". Ich nehme an, denen ist schon klar, dass das OS nichts taugt. Es war vermutlich von vorn herein als Verarschung geplant.
"Wie weit können wir gehen? Wie sehr lässt sich der gesichtslose DOSen-Freddy trietzen?"

Wer zum Teufel denkt bei Vista nicht zuerst an Arnie Schwarzenegger? "Hasta la vista, baby!" Ab damit in den Stahlkocher. Ursprünglich sollte das Produkt "Longhorn" heißen, was zumindest in deutschen Landen auch für Spott gesorgt hätte, denn von Longhorn zu Hornochse ist es nicht besonders weit. Das OS hatte ob der DRM-Phantasien des Herstellers jedoch bereits 4 Jahre vor seinem Release einen solch zweifelhaften Ruf, dass es umbenannt werden musste. Viele bekamen dennoch Angst und wechselten zu Linux oder zum Mac. Und dort sind sie mittlerweile auf der sicheren Seite. Allein in und um Ubuntu hat sich während der letzten Monate mehr getan, als bei Windows zwischen '95 und 2000. Wer mag, kann sich mit Beryl sogar einen 3D-Desktop basteln, der um Welten abgefahrener aussieht, als das Vistadingerich. Und die Maccies haben nur eine Frage: kann man Timemachine abstellen? Kaum jemand stellt sich die Frage, ob er 10.5 Leopard nun kauft oder nicht. Wir werden auch das wieder zelebrieren. Youtube wird überquellen von Screenshots und Filmchen über das neue Dock und all die anderen Spielereien. Unser OS zieht dem Rest wieder eine Patina über, alles wie gehabt. Und um unserer Radikalität Rechnung zu tragen, werden wir all die kleinen Macken gekonnt runterspielen. So wie das Audio-Massaker der 10.4.10. Insgeheim hoffend, dass die Welt in Ordnung bleibt und der 5-Jahresvorsprung zum anderen System auch weiterhin gewährleistet ist. Und wir werden auch weiterhin die ganzen Animationsflackereien der anderen dämlich finden, als hätten unsere Kisten ein Patent auf diesen Unfug. Warum? Weil man das von uns erwartet!

So, ich drück jetzt erstmal auf F9...